Nynkes Lebensgeschichte - freedom for dolphins and whales

Direkt zum Seiteninhalt
DELFINE & WALE > Lebensgeschichten > Tiergarten Nürnberg
19.04.2020
Nynke
Nynkes Geschichte

Großer Tümmler, 35 Jahre Gefangenschaft, im Tiergarten Nürnberg, Deutschland

35 Jahre Gefangenschaft –
kein Grund zum Feiern für Delfindame Nynke

Geboren  wurde Nynke im Golf von Mexiko, Mississippi, in Freiheit, wo man sie im  Alter von ca. zwei Jahren im  Januar 1985 gefangen nahm und aus ihrem  natürlichen Lebensraum ins Dolfinarium Harderwijk (18.01.1985) in die  Niederlande verschleppte. Ihr Erkennungsmerkmal ist die recht helle  Schnabelspitze.
Nynke wurde zu Zuchtzwecken im Laufe ihres Lebens viele Male von Zoo zu Zoo verfrachtet:
Nach  ca. einem halben Jahr Aufenthalt in Harderwijk wurde sie am 16.07.1985 in den Tiergarten Nürnberg transportiert, um dann 2 Jahre später am 16.07.1987 in den Allwetterzoo Münster in das dortige Delfinarium gebracht zu werden.
21 Jahre später, am 28.09.2008, fand wieder ein Umzug statt. Nynke wurde zurück nach Harderwijk gebracht, um dann zehn Jahre später, am 10.10.2018, vorerst letztmalig, ihren Standort verlassen zu müssen und zurück nach Nürnberg in die Delfinlagune zu ziehen.
Im Laufe ihres Lebens gebar Nynke vier Babys.
Zwei davon lebten nur kurze Zeit:
Die erste Geburt war am 28.07.2004 und das Kalb starb einen Monat später, am 28.08.2004. Mutter Nynke verhielt sich, wie man es aus der Gefangenschaft von Delfinen kennt, gegenüber dem Neugeborenen aggressiv. Als Konsequenz daraus bekam sie das Beruhigungsmittel Diazepam (Valium) verabreicht.
Dolfinarium Harderwij, Niederlande
Am 22.07.2006 gebar sie ihr zweites Kalb. Zu der Zeit war sie mit einem weiteren weiblichen Delfin im Becken, dieser verhielt sich gegenüber dem Neugeborenen aggressiv, so dass das Baby von den Mitarbeitern aus dem Becken geholt werden musste. Nynke schrie nach ihrem Baby als es nicht mehr bei ihr im Becken war.
Schon eine halbe Stunde nach der Geburt verstarb Nynkes zweites Baby.
Ihren Trennungsschmerz konnte sie nicht – wie in der Natur üblich – über mehrere Tage lang ausleben, indem sie das tote Kalb an der Wasseroberfläche trug, sondern man nahm ihr das Baby nach kurzer Zeit weg und beruhigte sie wieder mit dem Medikament Diazepam.
Tiergarten Nürnberg, Deutschland
Das dritte Baby Kai wurde am 21.08.2010 in Gefangenschaft im Dolfinarium Harderwijk geboren. Auch er wurde von einem Delfinarium zum nächsten transportiert: über Nürnberg (13.06.2013) in den Rancho Texas Lanzarote Parque (26.11.2016) und wer weiß, ob dies sein letzter Aufenthaltsort sein wird.
Ihr viertes Kalb Zoë wurde ebenfalls in Harderwijk geboren (09.08.2013) und befindet sich bis heute dort.
Wenn sich die LeserInnen vorstellen, welche Tortur mit dem Leben in Gefangenschaft, der Wegnahme von Babys, permanenter Langeweile und dem Einsatz von Beruhigungsmitteln verbunden ist, so lässt es sich schwer vorstellen, dass es gerechtfertigt ist, dieses Leiden mit 24 Millionen Euro für den Bau eines neuen Gefängnisses, genannt „Delfinlagune“, zu unterstützen.
Delfine, die in Freiheit bis zu 300 Meter tauchen können und mehr als hundert Kilometer am Tag zurücklegen können, sollen in einer „Lagune“, die zwischen 0,5 und 7 Meter tief ist, ein glückliches Leben führen, nur weil sie dem Sonnenlicht und evtl. Regen in der „freien Natur“ ausgesetzt sind?
Die Antwort kann sich jeder, der über Empathie verfügt, selbst geben.

Andrea Bensing & Antonietta Tumminello
Zurück zum Seiteninhalt